In stürmischen Zeiten den Herrn anrufen

Im Evangelium (Mt 14, 22-33 ) lesen wir: Die Jünger waren im Boot auf dem See Genezareth. Sie hatten starken Gegenwind. Das Boot wurde von den Wellen hin und her geworfen. Jesus war nicht im Boot. Er war am Ufer geblieben. Auf einmal wurden sie sich der großen Gefahr bewusst, sodass Jesus über den See ging und bei ihnen war. Und als Petrus, nachdem er aus dem Boot gestiegen war, den starken Wind bemerkte und sich erst der großen Wellen bewusst wurde, bekam er Angst. Er begann unterzugehen. Da blickte er auf zum gegenwärtigen Herrn und rief zu ihm: Herr, rette mich! Da fasste ihn Jesus an der Hand, und er war gerettet. Nachdem Jesus im Boot war, legte sich der Wind.

Auch wir erleben in unserer Zeit Stürme. Jetzt in der Coronazeit verschärfen sie sich und werden offensichtlicher. Wir sind in Gefahr. Auch wir müssen mit allen Kräften „rudern“. Wir müssen das Unsere tun. Aber in vielen Bereichen sehen wir, dass wir trotz allen Einsatzes nicht weiterkommen.

Unsere stürmischen Zeiten

Wir erleben, wenn wir die Augen nur etwas aufmachen, sehr stürmische Zeiten: unter anderem kirchlich, gesellschaftlich, wirtschaftlich:

Kirchlich:

  • Radikaler Rückgang der Priesteramtskandidaten

Papst Franziskus sagt: „Berufungen entstehen im Gebet und aus dem Gebet; und allein im Gebet können sie Bestand haben und Frucht tragen.“

  • Radikaler Rückgang der Gottesdienstmitfeiernden:

Von 1958 bis 1965 lag der Gottesdienstbesuch bei uns in Reisbach immer über 80 %. Im letzten Jahr waren wir bei ca. 14 %. In einigen deutschen Bistümern liegt die Zahl der Gottesdienstmitfeiernden bereits bei knapp 7 %. In anderen Ländern wie in Italien, Polen, Österreich … ist die Situation ähnlich.

  • Die Kirchen schrumpfen

Nach der Wende 1990  gab es in Deutschland  28.525.000 Katholiken und 29.422.000 evangelische Christen. 2019, knapp 30 Jahre später: 22.600.000 Katholiken und 20.700.000 evangelische Christen. Die Zahl der Katholiken ging um ca. 6 Millionen zurück, die Zahl der evangelischen Christen um knapp 9 Millionen. Und der Rückgang wird durch die immer höheren Austrittszahlen immer dramatischer. Allein im Bistum München sind im vergangenen Jahr ca. 27.000 Katholiken aus der Kirche ausgetreten. Kirche – Gebet – Glaube ist für viele, vor allem die jüngere Generation, überflüssig geworden. Der Mensch braucht Gott nicht mehr, er glaubt selber Gott geworden zu sein. Umgekehrt boomt bei uns die Esoterik und macht Milliarden Umsätze. Dahinter stehen einzelne Menschen: wie viele Mütter und Väter leiden darunter, wenn ihre Kinder nicht mehr in die Kirche gehen, aus der Kirche austreten, keine Sakramente mehr brauchen. Wir allein können die Probleme nicht ändern. Wir brauchen Gottes Hilfe.

Gesellschaftlich:

Derzeit gibt es auf der Welt ca. 2.100 Milliardäre. Durch die Coronakrise verschärft wissen Hunderte von Million Menschen nicht, wovon sie leben wollen. Die Zahl der Spender in Deutschland ist im vergangenen Jahr auf einen Tiefstand gesunken. Nur noch rund 19,5 Millionen Menschen gaben Geld an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen, wie der Deutsche Spendenrat in Berlin mitteilte. … Der Anteil der Spender an der Bevölkerung ging auf 29,1 Prozent zurück. Immer mehr Menschen denken nur mehr an sich. „Hauptsach g’sund bleib’n!“  „Hauptsach uns geht’s gut!“

Wir leben in der Zeit der größten Christenverfolgung aller Zeiten – und vergessen unsere Mitschwestern und Mitbrüder in anderen Ländern, die wegen ihres Glaubens ausgegrenzt, verfolgt und getötet werden. Wir leben (immer noch) im Wohlstand, und vergessen, dass anderswo Menschen nicht wissen, wie sie überleben können, von denen viele dann zu uns kommen wollen. Viele im Westen fordern die Streichung des Paragraphen 218, schrittweise oder ganz, unter dem wohlklingenden Namen „Reproduktionsmedizin!“  Wenn es nach dem Willen von vielen gesellschaftlichen Gruppen ginge, sind bald junge Küken mehr geschützt als werdende Kinder. Immer mehr tritt der Mensch an die Stelle Gottes und will alleiniger Herr des Lebens sein. Gott bleibt außen vor.

Wirtschaftlich:

Wenn unsere europäischen Länder bereits jetzt finanziell zu kämpfen hatten, was wird werden, wenn Geld in Billionenhöhe hineingepumpt wird. Es wird alles auf den Steuerzahler (langfristig) lasten. Einige Beispiel: die USA hatte bereits vor Corona über 20 Billionen (!) Dollar Staatsschulden. In Griechenland, Italien und Portugal sind die Staatschulden größer als das Bruttoinlandsprodukt. Jetzt kommen die nächsten Billionen dazu. Libanon hatte jetzt bereits Staats-schulden in Höhe von ca. 160 % des Bruttoinlandsproduktes. Und jetzt die große Katastrophe!

Und dies, obwohl manche Wirtschaftsbereiche eingebrochen sind oder ein-brechen. Ein Beilspiel: In einer zum Welttag des Tourismus am 27. September 2020 veröffentlichten Botschaft des Vatikans spricht Kurienkardinal Peter Turkson von einer „beispiellosen Krise in vielen Bereichen, die mit Tourismus zu tun haben“. Bis Ende dieses Jahres rechneten Experten mit rund einer Milliarde weniger Touristen. Der Rückgang könnte „schlimmstenfalls zu einem wirtschaftlichen Verlust von rund 1.200 Milliarden Dollar“ führen, was wieder-um einen enormen Verlust von Arbeitsplätzen im Tourismus-Sektor ergäbe.

Dahinter aber stehen Menschen, die Konkurs machen müssen, arbeitslos werden, ihre Kredite für ihre Häuser nicht mehr zahlen können, in anderen Ländern ohne Arbeitslosigkeit: Hunger.

Nach einem aktuellen Bericht aufgrund einer Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands vom August 2020 gaben 59,6 Prozent aller teilnehmenden Betriebe an, dass sie wegen Corona um ihr Überleben kämpften.

Zum Herrn kommen und seine Hilfe anrufen

Wir müssen „rudern“ und alles Menschenmögliche tun. Wir dürfen auch nicht die Augen verschließen vor den Nöten anderer Menschen, auch in anderen Ländern. Die ganze Welt sitzt in einem Boot, das haben wir heuer besonders erkannt.

Aber wir werden allein trotzdem überfordert sein. Wir brauchen Gottes Hilfe. Wir sind wie die Jünger im Boot. Sie nahmen in den Stürmen die Gegenwart Jesu nicht wahr. Und doch war er da. Auch wir dürfen seine verborgene Gegenwart in der Eucharistie neu wahrnehmen. Er ist immer im Tabernakel unserer Kirche. Die Aussetzung des Allerheiligsten ist eine Hilfe, um sich seiner Gegenwart leichter bewusst zu werden. So können wir mit Petrus zum Herrn in den Stürmen dieser Zeit aufblicken und dürfen mit Petrus zu ihm rufen: „Herr, rette uns!“ „Herr, komm du uns zu Hilfe!“  „Wir sind überfordert und drohen unterzugehen!“ „Herr, du musst helfen!“

Wir dürfen ihn anrufen für die Kirche, für die Menschen in ihren Nöten in anderen Ländern, vor allem aber auch für uns selber, für unsere Familien, unsere Kinder und Enkelkinder. Damit wir diese Stürme überstehen und nicht untergehen. Damit wir eine gute irdische Zukunft erhalten und noch mehr darum, damit wir für die Ewigkeit nicht verloren gehen.

In Anbetracht der vielen Nöte und allem, was noch auf uns zukommt, lade ich alle zu einem intensiveren geistlichen Leben ein, in welchem wir Gott bitten, dass er uns, unsere Angehörigen, die Menschen unserer Pfarrgemeinde, ja unser Land und die Kirche gut und sicher durch die Zeit hindurchführt.

Lass dich nicht in den Sog der Sorgen ziehen. Du kannst die Weltprobleme nicht lösen.  Die Welt wird Dir nicht das Paradies gewähren.  Bitte Gott, dass er gerade heute wirkt. Der Herr ist es wert, ihm Deine Zeit zu widmen. Er wird ewige Zukunft sein!

Eucharistische Anbetung

Anbetungsstunden in der Pfarrkirche:

Freitag, von 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr

Samstag, von 17.00 Uhr bis 18.00 Uhr

Die Anbetungszeiten werden teilweise gestaltet mit Rosenkranzgebet, Barmherzigkeitsrosenkranz und weiteren Andachtsformen.