Die „Synodensäule“ am Reisbacher Marktbrunnen

von Joseph Lettl, Reisbach-Griesbach

Synodensäule am Marktbrunnen Reisbach, Ausschnitt

Der vom Bildhauer Joseph Neustifter aus Eggenfelden geschaffene Marktbrunnen in Reisbach beinhaltet Geschichte. Geht man auf den Brunnen zu, so findet man im Spitz des Dreisäulenbaues die Winkelung des Treppengiebels der Michaelskirche sowie der Dächerarchitektur der den Markt umschließenden Häuserzeilen. Kommt man näher und betrachtet, so schließt sich dem Beschauer das Geschichtsbuch von Reisbach auf: An der ersten Brunnensäule streiten Bischöfe und Äbte hitzig zum Besten von Hirt und Herde bei der Synode zu Rispach 799, dazu der Text am Brunnensäulenfuß: „Rispach, seine altehrwürdige Kirche, die noch brauchbaren Römerstraßen, die Lage zwischen Regensburg, Salzburg, Freising und das Landgut Reith waren Gründe für die Wahl.- Es kamen: Erzbischof Arno von Salzburg, die Bischöfe Adalbinus von Regensburg, Waldricus von Passau, Almon von Seben, Alto von Freising, Äbte, Priester, Diakone.- Manch Vorschrift ward gegeben für Hirt und Herde. Der allmächtige Gott möge alles zum Besten wenden für seine heilige Kirche, für unser Baiernland und für unser liebes Rispach. Amen!“

An der zweiten Brunnensäule verleiht Herzog Heinrich der Reiche den Reisbachern das Marktrecht.
Dass sich Reisbachs Bürger auch einmal einen Schildbürgerstreich erlaubten, erfahren wir bei der dritten Brunnensäule, sie erzählt die Sage von den „Sonnenfischern“.

Artikel von Josef Lettl in: Pfarramt St. Michael, 94419 Reisbach, Hrg. Martin Ramoser, Die Synode von Reisbach. Festschrift zum 1200-jährigen Jubiläum 1999, S. 17